Aufgrund meiner Erfahrungen in der Geschäftsleitung der SNB Stabilisierungsfonds und auch langer CS Vergangenheit wurde ich von einigen angefragt ein Statement zu machen:
- Dieser Kredit >50 Mrd. CHF an die Credit Suisse ist keine Bankenrettung sondern eine reine Liquiditätsbereitstellung. Es ist nichts verwerfliches daran, einer Bank Liquidität bereitzustellen. Eine der Hauptaufgaben einer Zentralbank ist es, dies in ausserordentlichen Marktsituationen zu tun. Die Bedingung ist, dass die Bank solvent ist. Eine Bankenrettung wäre gewesen, wenn ähnlich zu der UBS in 2008, die Schweizer Eidgenossenschaft eine Zwangswandelanleihe gezeichnet hätte oder wie beim StabFund eine Übertragung von Bilanzassets stattgefunden hätte
- Mir fehlen Details aber wie ich es verstanden habe, sind dies keine ungesicherten Kredite an die CS, sondern der Kredit ist durch ein Pool von Sicherheiten abgesichert. Ich finde es sehr smart, dass ein Teil des werthaltigen Schweizer Hypothekarportfolios der CS als Pfand genommen wurde. D.h. diese 50+ Mrd. CHF sind gedeckt und durch Haircuts abgesichert und würden auch dann vollständig zurückgezahlt, d.h. verwertet werden können, wenn die CS in Schieflage gerät.
- Ein Bank-run kann auch gesunde Banken treffen. Die Kommentare aus Saudi-Arabien wurden missverstanden und dies hat bei einigen eine Panik ausgelöst. Ich denke auch, dass am 15.3. ein Bank-run im Gange war. Ohne weitere Statements und Massnahmen am 16.3. hätte sich dieser verstärkt
- Die Situation wurde aus meiner Sicht durch eine ungerechtfertigte politisch motivierte Rettung der SVB ausgelöst. Die Massnahmen der US Behörden, an die insolvente SVB sehr grosszügige Finanzierung bereitzustellen, wurden in den Finanzmärkten panikartig interpretiert, da sie suggeriert, das Problem ist viel grösser als sie ist. Leider haben in der Schweiz insbesondere linke Politiker, die Liquiditätshilfe an die CS kritisiert, aber mit keinem Wort erwähnt, dass die Panik durch ein Bailout einer Bank passiert ist, dessen Kunden „key donors“ der US- Demokraten für die kommende Präsidentschaftswahlen darstellen. Aus gesellschaftspolitischer Sicht, erscheint mir das Handeln in den USA viel kritischer. Und dieser Zusammenhang fehlte gestern in den Kommentaren der Politiker wie der Schweizer Medien. Ich sehe immer noch keine systemische Krise im US Bankensystem, sondern relative Verschiebungen und eine weitere Konsolidierung
- Die Frage ist wie es weitergeht. Der Wert einer Bank als Dienstleister hängt von der Qualität der Mitarbeiter ab. Ist diese garantiert, dann kommen auch die Gelder wieder zurück. Leider beobachte ich täglich, dass sehr gute Mitarbeiter die Bank verlassen. Längerfristig ist dies ein grösseres Problem. Ich selber habe die CS wegen der Kultur verlassen, da ich fand, viele Aktionen waren nur kurzfristig vom Fee-Denken oder der jeweiligen Bonusmaximierung getrieben und nicht im Sinne der Kunden und Investoren motiviert. Es bräuchte nun ein Management, das inspirierend die Leute mitreissen kann. Cost-Cutten kann jeder. Wahre entrepreneurische Persönlichkeiten, die ein „WE“ Gefühl vermitteln können, waren und sind im aktuellen und vergangenen VR und GL leider Mangelware.
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